RADLTOUR 2005

 

Die Regenrally

 

Strecke:  Von Salzburg Stadt, St. Johann, Wagrain, Altenmarkt, Obertauern, Mauterndorf, Murau, Judenburg, Bruck/Mur, Semmering, Wr. Neustadt, Schwechat, Wien  bis nach Hause.

Benützte Radwege:

Marchfeldkanalradweg, Tauernradweg, Ennstalradweg, Taurachtalweg nach Untertauern, Murradweg, Mürztalradweg, Radweg R46 bis Semmering, Eurovelo 9 

 

Landschaft:

Von der Stadt Salzburg weg taucht man sehr rasch in die Bergwelt ein, wobei Obertauern ausnahmslos zum alpinen Höhepunkt dieser Reise zählt. Schon vom Lungau weg lichten sich die felsigen Bergriesen und sanftere bewachsene Hänge treten hervor. Der Weg schlängelt sich durch Wiesen und Wälder. Das Tal weitet sich immer mehr. Nach Judenburg rücken die Berge noch mehr in die Ferne. Jetzt gesellen sich immer mehr Äcker zu den saftigen Wiesen hinzu. Die Schnellstraße S6 ist nicht zu übersehen oder zu überhören und der „Zauberberg“ (Semmering) rückt unspektakulär immer näher. Ab Gloggnitz begegnet man mit einem Schlag weiten Ebenen bis vor die Tore Wiens. Erst ab Wolkersdorf macht sich das hügelige Weinviertel bemerkbar.

 

Tagebuch

Mittwoch 29.6

07.00 Abfahrt
09.20 Wien Stammersdorf
11.34 Abfahrt Zug „Hotel Ibis“ vom Westbahnhof
15.00 Ankunft Hauptbahnhof Salzburg
16.15 Schloss Hellbrunn
19.30 Zimmerbezug in Hallein
 

Am Morgen des 29. Juni 2005 startet unsere heurige Reise. Bei strahlendem Sonnenschein radeln wir Richtung Wien. Anfangs etwas in Zeitverzug, hilft der herrschende Rückenwind um Stammersdorf zeitgerecht zu erreichen. Hier wartet bereits Wolfi, der uns dann in bewährter Manier durch Wien zum Westbahnhof lotst. Mit dem stark frequentierten Zug „Hotel Ibis“ treffen wir in Salzburg ein. Schnell ist der Radweg entlang der Salzach gefunden und sogleich fällt der Blick auf die majestätisch über der Stadt thronende Festung Hohen Salzburg. Flussaufwärts strampelnd verlassen wir das Stadtzentrum. Mit ein wenig Überredungskunst kann ich die Radlertruppe zu einem Abstecher ins Schloss Hellbrunn überzeugen. Dort werden wir musikalisch empfangen und auch der kurz darauf einsetzende berühmte Salzburger Schnürlregen kann die künstlerische Darbietung der Kapelle nicht stoppen. Nach diesem Kultur- und Kunstgenuss treffen die Radler bei abflauendem Regen in Hallein ein.

 

Donnerstag 30.6.

Bewölkt, angenehm warm
09.15 Abfahrt
09.45 Beinahe Unfall in Unterführung
12.00 Mittag in Tenneck zum Dorfwirt
14.30 Besichtigung Burg Hohenwerfen mit Greifvogelschau
18.45 Ankunft Bischofshofen, Nächtigung Haus Josefine Brandner
 

Abschied vom „Bockwirt“ und der sehr, sehr gesprächigen Gastgeberin. Die morgendliche Sonne versteckt sich schon bald hinter Wolken. Es bleibt aber trocken und warm. Die erste Bergetappe dieser Tour auf den Pass Lueg entpuppt sich als halb so schlimm und wird schnell bewältigt. Bergab muss auf der Straße gefahren werden. Der starke Verkehr, bedingt durch eine Umleitung, erweist sich auf der anfangs kurvenreichen Strecke als sehr unangenehm. Endlich finden wir Entspannung bei einem üppigen Mittagsmahl in Tenneck mit Ausblick zum Tennengebirge. Auch der Eingang zur Werferner Eisriesenwelt ist zu erblicken. Von der Mittagspause wechseln wir nahtlos zum Nachmittagskulturprogramm. Die Burg Hohenwerfen mit sehenswerter Greifvogelschau will erkundet werden. Nach so einem kulturellen Ausritt steigt die Lust in die Pedale zu treten enorm. Nach dem Ort Werfen, vorbei an den fleißigen Brückenbaupionieren des Bundesheeres, auf einem kurzen Steilstück ist das kräftige „In-die-Pedale-Treten“ auch von Nöten. Das Schöne an der Bergfahrt ist doch die darauffolgende Talfahrt. So rollen wir quasi in Bischofshofen ein und können recht flott unsere Herberge im Haus Josefine Brandner beziehen.

 

Freitag 1.7.

Regen, Regen, Regen
08.45 Abfahrt zur Sprungschanze Bischofshofen
09.45 Platten an Toms Fahrrad
bis 11.00 Pause und Reparatur am Bahnhof
12.00 St. Johann Stöckelwirt
14.30 Weiterfahrt über Wagrain nach Altenmarkt
16.50 Ankunft Altenmarkt Info-Stelle, Zimmer im Haus Lanner
18.00 im Gasthof Schartner
 

In den frühen Morgenstunden lässt mich ein ständiges Rauschen von draußen nichts Gutes erahnen – Regen. Bei tief hängenden Wolken und leichtem Nieselregen starten wir die nächste Tagesetappe. Unbeirrt vom Wetter begeben wir uns noch zur Bischofshofener Sprungschanze. Hier werden gerade Trainingssprünge absolviert. So wie diese Athleten der Witterung trotzen, setzt auch unser Radlertrupp die Reise fort. Aber es kommt natürlich anders als geplant. Schon nach der ersten Kurve – Panne. Platter Reifen an Toms Radl. Alle einhundert Meter wird der Reifen erneut aufgepumpt und auf diese Weise der Bahnhof Bischofshofen erreicht, wo der Schaden in aller Ruhe und vor allem im Trockenen behoben werden kann. Bei stärker einsetzendem Regen verlassen wir endlich Bischofshofen und kämpfen uns entlang der Salzach gegen das himmlische Nass bis St. Johann zur Mittags- und Trockenpause durch. Auch nach dem ausgiebigen Mittagsmahl prasselt der Regen unermüdlich auf den glänzenden Asphalt nieder. Egal, „the show must go on“ . Jetzt verlassen wir den Tauernradweg, wechseln auf die Straße bergauf nach Wagrain. Bei Flachau biegt der Konvoi in den Ennstalradweg ein und beendet wenige Kilometer weiter diese erste Regenetappe in Altenmarkt.

Samstag 2.7.

Es regnet immer noch
09.45 Abfahrt nach Radstatt
11.00 In Radstatt erneut Regen
11.30 Mittag in Radstatt Bräuhof
13.30 Weiter nach Untertauern
16.00 Beginn der Bergetappe
18.30 Obertauern erreicht!
 
Morgendlicher Blick aus dem Zimmerfenster: In den Bergen tief hängende Wolken, leichter Regen. Mit etwas gemischten Gefühlen denke ich an die heute geplante Bergetappe nach Obertauern. Verhältnismäßig spät, nach Proviantauffrischung im nächstgelegenen Supermarkt, startet der Trupp bei trockenem Wetter in den frisch angebrochenen Radlertag. Orientierungsprobleme bereitet ein „sabotiertes“ Wegweiserschild, welches in der Wiese liegt und deshalb vorerst unentdeckt bleibt. Einfahrt in Radstatt und wieder setzt Regen ein. Kurzerhand wird Plan „Radlereinkehr“ aktiviert. Nächstes Ziel – Obertauern. Erfreulicherweise steht bis Untertauern ein Radweg zur Verfügung, der uns einige Kilometer Bundesstraße erspart. Ohne große Anstrengung gelangen wir ins Freizeitzentrum Untertauern zur nächsten Regenpause. Jetzt beginnt die eigentliche Bergstrecke. Meter für Meter, Kurve für Kurve wird dem Berg abgerungen. Kontinuierlich sinkt die Lufttemperatur, Wind macht sich bemerkbar, Wolkenfetzen ziehen über die Bergstraße. Regen wird zur Selbstverständlichkeit. Am späten Nachmittag, bei feuchten, windigen, kalten 7 Grad Celsius, ist mit der Passhöhe in Obertauern der Berg bezwungen. Unverzüglich wird Quartier bezogen um die unterkühlten Glieder wieder zu reaktivieren
 

Sonntag 3.7.

Zeitweise sonnig
09.45 Beginn der Talfahrt
10.30 Mauterndorf, Einstieg in Murradweg
12.00 Mittag in Tamsweg beim Marktfest
15.00 Boxenstop in Predlitz Gasthof Post
17.30 Ankunft Murau Jugendgästehaus
18.30 Abendessen im Brauhaus
 

Kaum zu glauben, Sonnenstrahlen erhellen den Berghang gegenüber unserer Herberge. Frohen Mutes starten wir die Talfahrt von 1800 Metern Seehöhe. Nach den anfänglichen 6 Kilometern im Geschwindigkeitsrausch werden die jetzt gestrampelten 25 km/h nur mehr als Schneckentempo wahrgenommen. Die deutlich höheren Temperaturen im Tal verbreiten sofort Urlaubsstimmung. Von Mauterndorf weg wird dem Murradweg gefolgt und gegen Mittag trudeln die Radler am Marktplatz von Tamsweg zum Volksfest ein. Bei strahlendem Sonnenschein wollen wir die Reise fortsetzten, aber die unzähligen Straßensperren im Zuge des Volksfestes erschweren die Orientierung ungemein. Nur gut, dass ein hilfsbereiter Radler den Weg zum Radlweg weist. Im ständiger Hügelauf-Hügelabmanier folgt der Weg dem Lauf der Mur durch Wiesen und Wälder. Gut gelaunt rollen wir vier in Murau ein. Sofort nach dem Zimmerbezug im Jugendgästehaus wird ausgeschwärmt um ein anständiges Abendmahl im nächtlich ausgestorbenen Murau zu ergattern.

 

Montag 4.7

Leicht bewölkt, zunehmend sonnig, warm
09.00 Abfahrt von Murau
12.00 Unzmarkt Mittag im Cafe Holiday
15.30 Durchfahrt Judenburg
17.00 Besichtigung „Baustelle“ Österreich- oder A1-Ring
18.30 Nächtigung in St. Margarethen bei Knittelfeld
 

Direkt hinter dem Jugendgästehaus steigt man in den Murradweg ein. Kurz vor der Mittagsrast in Unzmarkt passieren wir einen Garten vollgespickt mit Windradmodellen die unzählige Figuren beim Holz schneiden, Gartenarbeiten, Karussellfahren usw. in Bewegung setzen. Gleich anschließend, oh Schreck, schmeiß´ ich in voller Fahrt meinen Fotoapparat zu Boden. Zum Glück übersteht das kleine Plastikkastl diese Tortour und ich kann „stets schussbereit“ die Reise fortsetzen. Von der mysteriösen Mittagsrast in Unzmarkt bis nach Judenburg liefern wir uns mit einer deutschen Radlergruppe mehrmals gegenseitige „Überholduelle“. In Kindberg zweigt die Partie vom Radweg ab, um einen Abstecher zum ehemaligen Österreich- oder A1-Ring zu unternehmen. Ein ernüchterndes Bild zeigt sich: Von der Haupttribüne, dem Fahrerlager, und den Mechanikerboxen ist nichts mehr zu sehen. Auch die Rennstrecke ist an mehreren Stellen unterbrochen. Was wird die Zukunft diesem ehemaligen Highlight des österreichischen Motorsports wohl bringen? Genug der Sentimentalität – auf nach Knittelfeld, um zurück zum Murradweg zu gelangen. Außerhalb von Knittelfeld, in St. Margarethen, wollen wir heute „unsere Zelte aufschlagen“. Kaum zu glauben, der Montag klingt bei Sonnenschein im Schanigarten in St. Margarethen aus.

 

Dienstag 5.7.

Regen, Regen, Regen
10.20 Regenstart
12.00 Mittag in St. Michael Gasthof Eberhard
14.00 Regenweiterfahrt
15.00 Fahrt durch Leoben
16.30 Kurze Besichtigung Kraftwerk Bruck
17.00 In Bruck an der Mur
17.45 Einfahrt ins vermeintliche Zentrum von Karpfenberg
19.15 Zimmerbezug
 

Just in dem Moment als wir das üppigste Frühstück dieser Reise auf der Terrasse aufgetischt bekommen, setzt Regen ein. Weiteres Zuwarten erscheint schließlich als zwecklos. Dieser Dienstag ist und bleibt ein Regentag. Wasserdicht verpackt schlägt man sich vorerst bis St. Michael durch. Was für ein Zufall: Bei der Mittagsrast im Gasthof Eberhard treffen wir wieder auf die gestrige deutsche Radlergruppe. Ohne Murren wird die Regenfahrt fortgesetzt, gerät beim unübersichtlichen Zick-zack-Kurs durch Leoben etwas ins Stocken, doch sobald wir der Stadt den Rücken gekehrt haben, herrscht wieder freie Bahn für uns Radler. Kurzer Abstecher in ein Mur-Schaukraftwerk, schon befinden wir uns im Stadtgetümmel von Bruck an der Mur. Hier wird zum Mürztalradweg gewechselt und sogleich beschlossen in der nächsten Stadt – Karpfenberg – eine nächtliche Bleibe zu erstehen. Doch das ist viel leichter gesagt als getan. Im verregneten Karpfenberg ist keine brauchbare Touristeninformation zu finden. Nach dem Ausschwärmen aller Radkameraden kann Wolfi zumindest einen Stadtplan ergattern. Dieser Plan zerfällt innerhalb kürzester Zeit aufgrund der herrschenden Nässe in unzählige Einzelteile, die wir in Folge behutsam am nassen Asphalt wieder zu einem Ganzen zusammenfügen. Wäre es dabei nicht so lustig zugegangen; eigentlich ein Grund zum Heulen! Es scheint wie verhext, niemand kann oder will vier patschnasse Radler für eine Nacht aufnehmen. Schließlich und endlich bezieht der nasse Haufen etwas außerhalb der Stadt in einem vorübergehend geschlossenen Gasthof zwei Zimmer. In der Eisdiele anbei können zumindest Schinken-Käse Toasts als Abendmahl organisiert werden. Anstatt „Ende gut, alles gut“, lautet das Sprichwort heute: „Am Abend trocken, nicht mehr hungrig, alles gut.“

 

Mittwoch 6.7

Sonnig, anfangs kühl
09.20 Aufbruch
12.00 Mittag in Krieglach, Gasthof zur Waldheimat
14.45 Radlpanne in Langenwang
16.00 Mürzzuschlag, Harrys Radl wieder einsatzbereit
17.30 Semmering Passhöhe erreicht
18.30 Unterkunft in Semmering bei Gasthof Berghof
 

Wohltuend wärmen die morgendlichen Sonnenstrahlen beim Bepacken unserer Tretmühlen. Schnell ist der Mürztalradweg wieder gefunden. Bis Wartberg führt der Weg mal links, mal rechts der Semmering Schnellstraße hügelig Richtung Norden. Die Mittagspause verbringen wir entspannt im Schanigarten vom Gasthof zur Waldheimat in Krieglach. Nur eine Ortschaft weiter, in Langenwang, abrupter Halt des Radlerkonvois. Panne an Harrys Gefährt. Das Hinterrad scheint sich komplett gelockert zu haben. Nach einer genauen Inspektion des Schadens steht fest: Hinterachse gebrochen. Meine Suche nach einem Radlmechaniker im Ort endet erfolglos. In einer nahegelegenen Kfz-Werkstätte empfiehlt man die „Fun-Sport Greylinger“ Fahrradwerkstatt in Mürzzuschlag und versucht ein Auto für den Transport zu organisieren. Mittlerweile geht Wolfi energisch ans Werk, mischt sich ins Dorfleben und findet einen hilfsbereiten Einwohner, den er überredet, beschädigtes Radl mitsamt Fahrer nach Mürzzuschlag zu chauffieren. Als die restliche Crew per Pedes bei dem besagten Mechaniker eintrifft, steht das reparierte Radl zur Weiterfahrt schon bereit. In Mürzzuschlag wechseln wir vom Mürztalradweg zum R46. Mit Leichtigkeit erreicht der Trupp Spital am Semmering und unterquert auf diesem Weg die Sessellifttrasse aufs Stuhleck. Schon werden Scherze über diese „Spazierfahrt“ auf den Semmering gemacht, doch die letzten Kilometer zur Passhöhe entpuppen sich noch zur schweißtreibenden Angelegenheit. Da wir es nicht zuwege bringen im Vorhinein auf niederösterreichischer Seite Zimmer zu reservieren, wird gleich in und am Semmering übernachtet

 

Donnerstag 7.7.

Bewölkt, zeitweise Regen
09.15 Abfahrt
10.15 Gloggnitz Bahnhof, Empfang der Gastradler
12.20 Mittag in Neunkirchen beim Brücklwirt
18.30 Nächtigung in Günselsdorf Gasthof Eibler
 

Bei morgendlich klarer, frischer Bergluft starten wir in den neuen Tag, passieren einige historische Villen und erleben eine tolle Abfahrt hinunter bis Schottwien. Nächstes Ziel ist der Bahnhof von Gloggnitz, wo die beiden Gastradler Natascha und Markus begrüßt werden. Der Sechserkonvoi zieht jetzt am Radlweg Eurovelo 9 munter weiter und nach so manchen Späßchen ist schnell Neunkirchen erreicht. Zeit für die Mittagspause und um neue Erlebnisse auszutauschen. Neunkirchen ist noch in Sichtweite, als wiederum ein Wechsel in die Regenkluft stattfindet. Unsere motivierten Gastradler legen ein beachtliches Tempo vor. Bei einer Verschnaufpause, wenige Kilometer vor Wr. Neustadt, einigt man sich darauf, die heutige Etappe bis Umgebung Sollenau weiterzuführen. Kurzerhand ist telefonisch ein Quartier in Günselsdorf reserviert und die Fahrt kann entspannt mit einem Ziel vor Augen fortgesetzt werden. Wr. Neustadt lassen wir „links liegen“ und nach und nach wird die Regenbekleidung wieder eingepackt. Gut gelaunt rollen sechs Radler in Günselsdorf ein. Heute darf auch etwas über den Durst getrunken werden.

 

Freitag 8.7.

Regen, was sonst?
10.20 Endlich Weiterfahrt
13.20 Verabschiedung der Gastradler
13.30 Wieder am Eurovelo9
17.30 Stadtgrenze Wien erreicht
19.00 letztes Quartier dieser Reise bezogen
19.30 „letztes Abendmahl“ im Napoleon
 

Straßenlärm reißt mich aus den süßesten Träumen. Ein weiterer Regentag ist angebrochen. Der Himmel zeigt sich grau in grau. Ein Abwarten auf trockene Zeiten - sinnlos. Vorerst steuern wir Kottingbrunn an, wo sich die beiden Gastradler nach dem Mittagsmahl doch für die Heimfahrt mit der Bahn entscheiden. Teils wegen Verdrossenheit über die aussichtslose kaltfeuchte Wetterlage, teils wegen Nachwirkungen der gestrigen Etappe. Wieder auf vier Mann geschrumpft hat sich die Lage geändert. So wollen wir nach Günselsdorf zurückkehren um weiterhin entlang des Eurovelo 9 nach Wien zu gelangen. Gerade Günselsdorf Umgebung wird uns zum Verhängnis. Plötzlich ist weit und breit kein Radlweg ausfindig zu machen. So setzen wir schlussendlich die heutige Regenfahrt auf einer stark befahrenen Straße in die vermeintliche Richtung fort und siehe da, eine Ortschaft weiter ward der Weg wieder gefunden. Auch bei Himberg und überhaupt nach Schwechat finden wir uns auf verlorenem Posten und müssen einiges an Zeit und zusätzlichen nassen Kilometern investieren um in die Großstadt zu gelangen. Zudem klagt Tom über Probleme mit dem Hinterreifen bei seinem Radl, die von Kilometer zu Kilometer schlimmer werden. Schließlich, mutmaßend am Donaukanal angekommen zu sein, übernimmt Wolfi das Kommando und lotst den ausgelaugten Trupp durch die Praterauen, über die Donauinsel, und sonst noch irgendwie, zu meiner Freude fast ampelfrei, in den 22. Bezirk, wo unser letztes Schlafquartier dieser Tour aufgeschlagen wird.

 

Samstag 9.7.

Bewölkt, regnerisch
10.30 Start letzte Etappe
12.30 Mittag in Wolkersdorf
13.45 Weiterfahrt am Eurovelo 9
13.50 Rafft man sich zur Weiterfahrt auf, gönnt sich eine Eispause
16.30 Tour 2005 nach ca. 700 km beendet
 

Nach dem Frühstück lassen wir die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Da Tom nicht zu überreden ist, den desolaten Hinterreifen reparieren zu lassen, startet unsere Heimfahrt doch noch am Vormittag. Wolfi (wer sonst?) lotst den Trupp wieder durch Wiens Betondschungel nach Stammersdorf, wo der Eurovelo 9 wieder erreicht ist. Nach der gebührenden Verabschiedung von unserem Mitstreiter und Stadtführer: flottes Weiterkommen am Radweg. Dieser führt bis Eibesbrunn auf der ehemaligen Trasse der Bahnlinie. Mittägliche Einkehr in Wolkersdorf. Gestärkt folgen wir weiterhin streng dem Radlweg, der im Weinviertel um einiges besser markiert ist als südlich von Wien. Das „eiernde“ Hinterrad von Toms Drahtesel ist mittlerweile unübersehbar, aber „es laft no“. Die stetige Steigung, beginnend im Kreuttal, durch das schmucke Blumendorf Hornsburg, treibt uns gehörig Schweißperlen auf die Stirn. Schon erblickt man einen heimeligen Windpark. Nur noch einige Kilometer hügelauf, hügelab und schließlich endet die feuchte Tour 2005 nach 700 km und eierndem Hinterrad wieder zuhause. Ende gut, alles gut.