RADLTOUR 2011

 

Fluß- und hügelwärts

Strecke: Beginn in Innsbruck dem Inn entlang flussaufwärts bis Telfs, weiter nach Seefeld und Mittenwald. Wechsel nach Bayern der Isar entlang über Bad Tölz, München, Landshut bis zur Mündung in die Donau. Der Donau entlang über Passau bis Kramesau. Wechsel zum Grenzlandradweg, der führt über Oberkappel, Ulrichsberg, Bad Leonfelden, Sandl bis ins niederösterreichische Arbesbach. Über Zwettl, Eggenburg, Hollabrunn zurück in die Heimat.

Benützte Radwege:

Innradweg: Von Innsbruck bis Telfs Asphaltierte Güterwege, wenige Kilometer Schotter, eben

Isarradweg: Mittenwald bis Landshut Überwiegend Schotter, keine nennenswerten Steigungen, bis München abwechslungsreich

Donauradweg: Bis ins Umland von Passau auf Güterwegen bzw. Nebenstraßen, dann eigener Radweg.

Grenzlandradweg: Kramesau bis Arbesbach Anspruchsvoll, keine Flachstücke, überwiegend Asphalt auf Güterwegen und Nebenstraßen, oft kurze steile Anstiege, landschaftlich reizvoll

Kamptalradweg: Zwettl bis Altenburg Führt überwiegend abseits des Kampflusses auf Nebenstraßen; hügelig

Klosterradweg: Altenburg bis Horn; Verbindungsweg

Urzeitradweg: Horn bis Maissau Mehrere unbefestigte Feldwegabschnitte

Radweg7 im Weinviertel: Mix aus Feldweg und Straße

Eurovelo 9

Landschaft:

Start inmitten der Tiroler Bergwelt. Mit der Staatsgrenze zu Deutschland schrumpfen die Berggipfel mehr und mehr und sind in Bad Tölz nur mehr in der Ferne auszumachen. Es folgt das flache, landwirtschaftlich intensiv genutzte Münchener Umland. Bis zur Dreiflüssestadt Passau ändert sich dieses Landschaftsbild nur unwesentlich. Einzig eine riesige Rauchsäule eines Atomkraftwerkes und vereinzelte Industrieanlagen trüben den Blick. Aus dem Donautal hinauf ins oberösterreichische Mühlviertel ist sofort das rauere Klima zu spüren. Die hügelige, waldreiche Welt setzt sich bis ins niederösterreichische Waldviertel fort, bevor man in das gewohnt windige Weinviertel gelangt.

 

Tagebuch

Samstag 18.6Anreise nach Innsbruck und weiter bis Telfs (bzw. Seefeld)

Wolkig, Regen

05:30 Anreise zum Westbahnhof doch per Rad
07:45 Stammersdorf erreicht
09:15 Am Westbahnhof
15:30 Innsbruck: Tourstart im Regen
17:15 Harrys „Brückensturz“
18:00 Telfs: Trupp1 Hotel Martina
20:30 Seefeld: Trupp2 Pension
 

Ein neues Radlerabenteuer steht vor der Tür. Bei der mittlerweile traditionellen Anreise per Rad zum Wiener Westbahnhof dürfen wir Maria als neue Mitstreiterin in unser Team aufnehmen. Am Westbahnhof gesellt sich Andrea, eine Bekanntschaft von Maria und Wolfi hinzu. Sie begleitet uns auf der langen Bahnfahrt nach Tirol und sorgt mit ihrem sonnigen Gemüt, dass der Gesprächsstoff nicht ausgeht und keine Langeweile aufkommt. Innsbruck begrüßt uns wieder mit feuchtem Wetter. Folgender Plan wird gefasst: Maria nimmt den Regionalzug nach Seefeld und organisiert Unterkunft, während sich der restliche Trupp standesgemäß per Pedes aufmacht. Immerhin sind noch circa 45 Kilometer mit abschließendem Anstieg zu bewältigen. Zielstrebig fahren wir durch die nasse Stadt Richtung Innfluß ohne den Sehenswürdigkeiten auf der Strecke (z.B. goldenes Dachl) Beachtung zu schenken. Wir fahren den Innradweg flussaufwärts, passieren das Flughafengelände und haben Innsbruck hinter uns gelassen. Der folgende, aufgeweichte Schotterweg neben der Autobahn sorgt für erhöhten Kraftbedarf. Dann führt der Weg auf asphaltierten Güterwegen abseits der Autobahn durch Wiesen und Äcker weiter. Als „Ausgleich“ regnet es stärker bei einsetzendem Gegenwind. Aus der tief heruntergezogenen Kapuze kann ich andere Kapuzenweiblein und -männlein erblicken, die sich auf den Salatäckern zu schaffen machen. Ein Fluchen aus der Ferne lässt mich aufhorchen. Schon zeigt sich der Grund: Harry rappelt sich soeben auf. Am Hosenbein klafft ein Loch und ein blutiges Knie kommt zum Vorschein. Auf dem nassen eisernen Steg hat er die Herrschaft über seinen Drahtesel verloren. Glück gehabt! Keine gröberen Verletzungen ersichtlich. Auch am „Pferd“ ist kein Gebrechen festzustellen. Nachdem der erste Schock überwunden ist, wird die Reise fortgesetzt. Telfs ist schon in Sichtweite. An einem trockenen Plätzchen in Telfs wird beschlossen, für Harry und meine Wenigkeit die Etappe zu beenden, um das angeschlagene Knie zu schonen, während Tom und Wolfi sich der folgenden Bergwertung stellen um nach Seefeld zu gelangen. Ohne Umschweife wird das Hotel Martina angesteuert, welches noch von der Tour 2004 in Erinnerung ist. Getrocknet, gesäubert, Wunde versorgt, wir frönen bereits den kulinarischen Genüssen, während die nasse Bergstraße unseren Kumpanies die letzten Kräfte abverlangt.

 

Sonntag 19.6.     Telfs (bzw. Seefeld) nach Fall am Sylvensteinstausee (Deutschland)

zeitweise leichter Regen, kurzzeitig Sonne

09:00 Abfahrt von Telfs
09:30 Abfahrt von Seefeld
11:30 Treffpunkt und Mittagsrast in Reindlau
14:00 Ab nach Deutschland
15:00 Schnittenpause in Wallgau
17:15 Ankunft in Fall Hotel Jäger zum Fall
 

Ausgeregnete Wolkenfetzen hängen tief über dem Inntal. Heute haben wir die Bergetappe zu bewältigen. Je höher wir den Berg empor klettern, desto tiefer tauchen wir in die Wolkenschwaden ein. Schließlich setzt leichter Regen ein. In voller Fahrt verpassen wir den vereinbarten Treffpunkt in Leutasch. Schließlich sind alle fünf Radler in Reindlau zum Mittagstisch wieder vereint. Gestärkt radelt der Trupp der Straße entlang, stetig bergab durch ein enges Tal an der Geisterklamm vorbei direkt ins deutsche Mittenwald an der Isar. Hier wechseln die Radler auf den Isarradweg. Obwohl die Isar hier erst als Gebirgsbach durchs Tal plätschert, wird sie schon von Raftingsportler in Beschlag genommen. Vor Kürn erste „Orientierungsprobleme“. Im schmucken Ort Walgau bei herrlichem Sonnenschein, lädt ein alleinstehendes Bankerl zum verweilen und „schnittenpausieren“ ein. Achtung tieffliegende Bälle! – Die Radler passieren einen Golfplatz. Wir radeln auf einer schmalen Straße durch Naturschutzgebiet. Die Isar bahnt sich weit verzweigt durch Geröll ihren Weg bis zum Sylvensteinsee. Diese naturbelassene Landschaft ist bei Sonntagsausflüglern sehr beliebt, trotz herrschendem Aprilwetter. Wieder setzt leichter Regen ein. Um in dieser dünn besiedelten Gegend auf Nummer sicher zu gehen, wird vorab ein Quartier im nächstgelegenen Hotel reserviert. Das Hotel „Jäger zum Fall“ liegt in unmittelbarer Nähe zum Sylvensteiner Stausee und ist hauptsächlich auf Seminargäste eingerichtet. Gestaltet sich das Einchecken langwierig, werden wir in der Kulinarikabteilung prompt bedient. Mit Hochprozentigem in der Hotelbar können fünf Radler endlich gemeinsam anstoßen und den Tag ausklingen lassen.

 

Montag 20.6.      Fall am Sylvensteinstausee nach Wolfratshausen

bewölkt

09:30 Abfahrt
10:00 „Baumhindernisse“
12:00 Bad Tölz: Bummeln und Mittagspause
14:00 Weiter gehts
17:00 Wolfratshausen
18:00 Endlich Zimmer
 
Nach dem Fototermin auf der Sylvensteinstauseebrücke geleitet uns die Route durch einen eigens für Radler in den Fels gehauenen Tunnel, weg von der Bundesstraße. Ab Lenggries verläuft der Radweg auf Schotter wieder entlang der Isar. Etliche Bäume und Sträucher liegen quer über den Weg. Deren Überwindung sorgt für reichlich Abwechslung. Mit einem Schlag kurven wir mitten durch latschenähnliches Gehölz, dass mir eigentlich nur aus dem Hochgebirge bekannt ist. Die Gebirgswelten haben wir allerdings schon weit hinter uns gelassen. Zum Grübeln bleibt nicht viel Zeit. Bad Tölz ist bereits in Sicht. Um die Mittagszeit flanieren die Radler durch die malerische Fußgängerzone, beobachten den Rummel um die Obst- und Gemüsehändler, während sich Maria eine neue Sonnenbrille anlacht. In einer Seitengasse finden wir mit dem Metzgerwirt eine typisch bayerische Gaststube für die mittägige Einkehr. Mit soliden Holzbänken und Tischen eingerichtet, die für die riesigen, deftigen Portionen auch nötig sind. Nicht ohne Grund wird zu den Mahlzeiten gleich ein Verdauungsschnapserl mitserviert. Gefühlte einhundert Kilogramm schwerer erklimme ich den Fahrradsattel. Fünf Radler und eine neue Sonnenbrille kommen nur langsam wieder in Fahrt. Den wilden Zickzack-Kurs bei Geretsried in der Puppinger Au haben wir ohne Verluste gemeistert. Wir verlassen den Isarradweg Richtung Wolfratshausen auf der Suche nach einer Herberge. Irgendwie kann Wolfi in einer eigentlich geschlossenen Gastwirtschaft doch gewünschte Räumlichkeiten ergattern. Auf das heutige Abendmahl könnte ich eigentlich verzichten. Das deftige Tölzer Mittagsmenü ist noch immer nicht verdaut. Schonkost ist angesagt. Auf dem Rückweg in die Unterkunft ist es still geworden in dem kleinen quirligen Städtchen. Bald werden wohl die schmucken Straßen und Gassen zur Nachtruhe eingerollt

Dienstag 21.6.       Wolfratshausen nach München

Warm, sonnig

09:30 Abfahrt und 1. Reifenpanne
11:30 Bavaria Filmstudios
16:15 Irgendwo in München
16:30 Prost im Hofbräuhaus
19:00 Marienplatz Tourismusbüro
20:00 Zimmer in Hotel Europäischer Hof
 

Neben dem Brummen des Kühlaggregates dringen jetzt auch die ersten Sonnenstrahlen in das beengte Zimmer. Frühstücksbuffet in einem großen gewölbten Saal. Überhaupt sind alle Räume im ursprünglichen Gasthaus nach derselben architektonischen Bauweise errichtet und dürften schon hunderte Jahre auf den „Ziegeln“ haben. Der Trupp ist noch keine fünf Minuten auf dem Sattel: - Platten bei Marias Drahtesel! Vorerst wird nicht lange herumgefackelt. Reifen aufpumpen und raus aus der Stadt. Der Radweg verläuft wieder direkt neben der Isar. Wir ziehen an etlichen Fischzuchtanlagen vorbei. Bei einem weiteren Kraftwerk verlässt die Route wieder den Isarfluß. Von Zeit zu Zeit den hinteren Reifen von Marias Drahtesel mit „Frischluft“ versorgen. Schon rollt die Mannschaft durchs Münchener Umland und in Grünwald ein. Drei Radler entschließen sich die nahegelegenen Bavaria Filmstudios zu besichtigen, während die beiden anderen in die Münchener Innenstadt vordringen. An den Kassen herrscht reger Andrang. Nun wie konnten wir auch ahnen, dass diese Woche in Bayern Schulferien sind. Nach einer halben Stunde sind wir endlich an der Reih‘ an Kasse zwei. Das Mädel an der Kassa ist trotz des Ansturms gut gelaunt und fasziniert von unserem Auftritt im einheitlichen Radler Dress. Das „Bullyversum“, eine riesige Halle, ist einzig und allein dem Filmschaffen von Michael „Bully“ Herwig gewidmet. Die Ausstellung, Filme und die vielen interaktiven Betätigungsmöglichkeiten würden schon einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Dann folgt die Filmtour durch das weitläufige Gelände, wo dem Besucher die vielen Kulissen der Bavaria Filmproduktionen vorgestellt werden. Vom „Derrick“ Büro bis zur „Unendlichen Geschichte“, vom U-Boot Modell zu „Das Boot“ bis zur jüngsten Produktion „Wicki und die starken Männer“ mit dem Modell des Wikinger Schiffs und dem Wikinger Dorf. Die Besichtigung nimmt natürlich viel zu viel Zeit in Anspruch. Das zweimal verschobene Rendezvous im Hofbräuhaus läuft Gefahr nicht eingehalten werden zu können. Ohne Rücksicht auf Verluste rasen wir stadteinwärts bis der Wegweiser Richtung Marienplatz nicht mehr aufscheint. Ein freundlicher Münchener hilft weiter. Bis auf die letzten zweihundert Meter können Radwege benutzt werden. Abgekämpft, aber in Vorfreude auf die Quelle des blonden, perlenden Gebräus, parken wir die Räder an der Mauer des Hofbräuhauses, wo uns die beiden Mitstreiter bei bestem Schanigartenwetter sehnsüchtig erwarten. Zwei zünftig gekleidete Bayern, wie man sie aus dem Bilderbuch kennt, sitzen einige Tische weiter und werden unaufhörlich von Touristen belagert, um ein gemeinsames Foto mit den beiden zu erhaschen. Ich vermute, sie wurden extra für diesen Auftritt engagiert. Nach Bier, Weißwurst, Dampfnudel, und nochmals Bier wird beschlossen gleich hier in München zu nächtigen. Am stark frequentierten Marienplatz finden wir ein Tourismusbüro und somit Zimmer im Hotel „Europäischer Hof“ beim Hauptbahnhof. Während die Zimmer bezogen werden, geht ein kräftiges Sommergewitter über München nieder. Die nächtliche Sightseeing Tour kann wieder trockenen Fußes bestritten werden.

 

Mittwoch 22.6.      München nach Niederaichbach

Von warm sonnig nach schwül regnerisch

09:00 Im Münchener Großstadtgewühle
09:30 Durch den englischen Garten
11:30 Einfahrt nach Freising zur Mittagspause
15:00 Moosburg: Anstatt Einkehr - Reparatur
15:45 Beinahe Unfall
17:00 Landshut keine Herberge
18:45 Niederaichbach Gasthof Kirchenwirt
 

Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir das Hotel „Europäischer Hof“, das mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis punkten konnte. In der belebten bayerischen Metropole sind viele Radler unterwegs. Über den englischen Garten kehren wir zum Isarradweg zurück. Ein Schotterweg führt recht holprig zwischen Bäumen und Buschwerk dem Fluss entlang. Der abflauende Straßenlärm bestätigt, dass die Stadtgrenze bereits erreicht ist. Wenige Kilometer später signalisiert lauter Fluglärm die Einflugschneise des Münchener Flughafens. Erst ab Freising gibt die Route den Blick auf die umliegende Landschaft frei. Freising wird auch zur Mittagsrast auserkoren. Nach der Bummelfahrt durch das langgezogene Stadtgebiet finden wir auch einen gut besuchten schmucken Gastgarten. Am Nachmittag wandelt sich der Sonnenschein in launisches Aprilwetter. In Moosbrug ist ein Einkehrbremserl angedacht. Doch nach der Reparatur eines Tachometersensors tritt man kräftig in die Pedale auf der Flucht vor herannahenden Gewitterwolken. Landshut soll das heutige Etappenziel sein. Wegen einer Sportveranstaltung sind die Beherbergungsbetriebe in der Stadt ausgebucht. Wir müssen in den nächsten Ort auf der Strecke, Niederaichbach, ausweichen. Aber vorerst wird der Regenschauer abgewartet. Am Horizont taucht eine hoch in den Himmel emporragende Wolkensäule auf. Einheimische Radler empfehlen anstatt der ausgeschilderten Strecke den kürzeren Weg am Flussdamm zu nehmen. Nun der Weg mag wohl kürzer sein, aber die schlechte Wegbeschaffenheit macht diesen Vorteil wieder zunichte. Mittlerweile sind wir beim Ursprung der riesigen Wolkensäule angelangt. Sie stammt von einem der mächtigen Kühltürme eines Kernkraftwerkes am anderen Ufer der Isar. Beim Kirchenwirt werden wir schon erwartet. Schnell alle Siebensachen verstaut und ab auf die Terrasse zum Abendmahl. Doch wieder durchkreuzt das Wetter unseren Plan und zwingt uns zur Übersiedlung in die Gaststube. Dort findet sich auch eine Radlerpartie aus Schwaben ein. Der gesprächige Altwirt hält die Gäste mit Scherzen und Geschichten bei Laune. So vergeht die Zeit wie im Fluge. Zeit zum allgemeinen Matratzenhorchen.

 

Donnerstag 23.6.   Niederaichbach nach Plattling

Bewölkt, Nachmittag Regen

08:45 Abfahrt
11:15 Abstecher zum „wachsenden Felsen“
12:00 Mittag in Landau
15:00 Regenpause unter Brücke
14:00 Gletscherbesichtigung
15:45 Rein in die Regenkluft und weiter
17:00 Plattling

17:30 Unterkunft im Hotel Lieb

 

Durchs Zimmerfenster blicke ich auf die Wolkensäule des Kernkraftwerkes, die heute in Schieflage geraten ist. Also windiges Wetter. Start der nächsten Etappe. Die Dorfbewohner und Vereine formieren sich in prächtigem Trachtengewand zum Fronleichnamsumzug. Der Radweg führt auf Schotter dem rechten Isarufer entlang. Auflockerung verspricht ein Kurzabstecher zum „wachsenden Felsen“. Hier hat ein Bächlein, nein, richtiger ein Rinnsal über einen Felsen durch stetige Ablagerungen dafür gesorgt, dass dieser eine beachtliche Höhe erreicht hat und durch das feuchte Klima ist er auch noch über und über mit Moos bedeckt. Einkehrbremserl in Landau und wieder verscheucht uns ein Regenschauer vom Schanigarten ins Innere der altehrwürdiger Gemäuer. Mitten im Saal ist eine Festtafel angerichtet. Nebenan im Kellergewölbe finden wir Platz und werden so nebenbei gleich mitverköstigt. Nachmittags werden die Wolken immer dichter und schließlich finden wir uns unter einer Brücke wieder, um dem himmlischen Nass zu entfliehen. Zeit um das Gepäck in Ordnung zu bringen und herumzualbern. Mittlerweile haben sich Angler unter der Brücke niedergelassen. Irgendwann erscheint ein weiteres Zuwarten als zwecklos. Hinein in die Regenklamotten. Das Pedalen auf dem aufgeweichten Boden ist recht mühsam und kräfteraubend. Endlich Häuser in Sicht. Der durchnässte Trupp rollt in Plattling ein. Hier finden Wettbewerbe im Kajakfahren statt und mit dem Zimmerangebot ist es schlecht bestellt. Wolfi wird schließlich im Hotel Lieb am Bahnhof fündig. Beim Verstauen der Räder treffen wir wieder auf die Radlergruppe aus Schwaben. Jaja die Radlerwelt ist klein – aber fein. Getrocknet ziehen wir es vor das Haus nicht mehr zu verlassen und den Abend im Hotelrestaurant zu verbringen. Nach der äußeren Nassbehandlung tagsüber folgt die innere „Befeuchtung“. Bei angeregtem Kartenspiel klingt der Tag aus. Regentropfen hämmern auf die blecherne Fensterbank und mich in einen süßen Schlaf.

 

Freitag 24.6.    Plattling nach Passau

Ztw. sonnig

09:00 Proviant auffrischen und Abfahrt
10:30 Besuch Infohaus Isarauen
11:30 Der Donau entlang
12:00 Mittag in Mühlham direkt an der Donau
15:00 Eispause
16:30 Donaufähre
18:30 Passau
20:00 Passau Rundgang
 

Alle Einkäufe und Besorgungen erledigt. Bei trockenem Wetter und mit neuem Elan zurück zum Radweg. Auf den letzten Kilometern Isarradweg durch Augebiet ist vom Fluss nichts mehr zu sehen. Kulturstop beim Infohaus. Hier wird ausführlich über die Beschaffenheit des Flusses, Aufbau des Flussbetts, sowie die umgebene Fauna und Flora informiert. Mit einem Schlag sind wir am Flussufer angelangt. Aber hallo! Wir haben bereits die Donau vor Augen! Direkt am Radweg bei Mühlham ein einladendes Gasthaus zur Mittagseinkehr. Bei einer kühlen Brise auf der Terrasse können die Schubverbände beim Manövrieren auf der schmalen kurvenreichen Donau beobachtet werden. Die Radler nehmen weitere Kilometer Donauradweg unter die Räder, der durchgehend auf Asphalt verläuft. Bei dem herrschenden heißen Wetter ist ein Eiseinkehrbremserl angebracht. Die gewählte Lokalität sieht aus wie ein Wochenendhaus und liegt auch direkt im Siedlungsgebiet von Künzing. Am späten Nachmittag stauen wir durch das alte Stadttor ins verkehrsreiche Zentrum von Vilshofen und halten kurze Verschnaufpause. Das heutige Etappenziel heißt nun definitiv Passau. Also hinaus aus dem Gewühl der Stadt. Im nächsten Ort (Sandbach) verlassen wir die Bundesstraße und setzen mittels Fähre auf das andere Donauufer über. Der folgende Radweg sorgt für entspanntes Reisen bis in die Dreiflüssestadt Passau. Seit Tagen das gleiche Spiel. Ich versuche krampfhaft aber erfolglos Unterkünfte zu ergattern, während Wolfi auf Anhieb fündig wird. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass wir nächste Woche ohne Wolfis Unterstützung nur mehr unter freiem Himmel oder unter Brücken übernachten werden. Beim abendlichen Rundgang erleben wir Passau als pulsierende Metropole. Vorbei an der kilometerlangen Schiffsanlegestelle, ein letztes gemeinsames Foto beim Zusammenfluss von Donau und Inn. Und schließlich zur letzten gemeinsamen Einkehr. Prost an Wolfi dem „Zimmerreservierungsmeister“ und Maria die tapfer „mit dem Wolf“ ritt.

 

Samstag 25.6.        Passau nach Kollerschlag

Sonnig, Nachmittag bewölkt, kühl

09:30 Abschied von Maria und Wolfi
10:00 Passau Ade
11:30 Österreich hat uns wieder
12:00 Mittag in Kramesau
13:30 Wechsel zum Grenzlandweg
17:00 Kollerschlag Gasthof Linde
 

Vor dem Hotel verabschieden wir uns von den beiden Mitstreitern. Gratulation an Maria, die uns erstmalig, ohne murren, auf dieser Tour begleitete. Die Beiden werden sich heute von den Strapazen der letzten Tage erholen und per Bahn die Heimreise antreten. Auf drei Radler geschrumpft, bummeln wir durch die engen, gepflasterten Gassen, in die allmählich wieder Leben einkehrt. Überquerung der Donau und Ilz um Passau am linken Donauufer endgültig den Rücken zu kehren. Es sind viele Radler unterwegs. Richtiger „Wochenendverkehr“ sozusagen. Mit Rückenwind geht es rasch voran, während sich Lastkähne schwerfällig stromaufwärts schieben und deren Bugwellenausläufer gegen die Ufersteine klatschen. Zurück auf österreichischem Staatsgebiet ist eine Stärkung nötig, bevor wir den Donauradweg wieder verlassen. Gleich nach der Gaststätte zweigt der Trupp zum Grenzlandradweg ab. Der führt auf öffentlicher Straße steil bergauf aus dem Donautal hinaus. Nach einer Woche dahingleiten entlang der Isar ist bergwärts fahren viel anstrengender als sonst. Die hohen dichten Bäume verwehren leider einen letzten Blick hinunter zum Donaufluss. Jetzt bläst kühler Wind um die Ohren. Die Sonne hat sich hinter einer ausgedehnten Wolkendecke verschanzt. Drei Radler allein auf einsamer Flur. Irgendwie, aus welchem Grund auch immer, ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt. Aber es geht vorwärts, mal auf Güterwegen, mal auf wenig frequentierten Landesstraßen durch Wiesen und Wälder, vorbei an weidenden Vieh, nur Radler sind weit und breit nicht mehr zu sehen. Landschaft und Klima ist eins zu eins mit dem Waldviertel vergleichbar. Jetzt hat die Stunde der Wahrheit geschlagen. Zimmersuche ohne Reservierungsmeister! Und das in einem unscheinbaren Ort Namens Kollerschlag (vom Namen her wieder typisch waldviertlerisch). Aber immer wenn du denkst es geht nicht mehr.Vorbildliche Beschilderung führt uns zum Gasthof Linde, wo wir sofort aufgenommen werden. Bei bodenständiger Bewirtung in der verlassenen Gaststube beschließen wir diesen Tag.

 

Sonntag  26.6.     Kollerschlag nach Bad Leonfelden

Morgens Nebel, leicht bewölkt

09:00 Vorbei am Trachtenfest
10:45 Klaffer am Hochficht
12:00 Mittagsrast in Ulrichsberg
15:00 Pause zwischen den steilen Anstiegen
16:30 hoffentlich letzte gemeine Bergfahrt
18:45 Bad Leonfelden Unterkunft im Leonfelder Hof
 

Nanu? Hab ich den Sommer verschlafen? Der morgendliche Blick aus dem Fenster lässt dies vermuten. Der ganze Ort von dichten Nebel verschlungen. Nur die Konturen des Nachbargebäudes sind zu erkennen. In der Gaststube haben sich einige Dorfbewohner eingefunden, um sich für das bevorstehende Trachtenfest zu stärken. Aus der Ferne ertönt Blasmusik. Die Trachtenkapelle am Dorfplatz spielt uns ein Ständchen zum Start der neuen Etappe und zu meiner ersten Fahrt im dichten Nebel. Dem weißen Schleier können wir bald entfliehen und steuern auf gut beschilderter Strecke dem nördlichsten Punkt des Grenzlandweges bei Klaffer am Hochficht zu. In nächster Nähe zum Schigebiet Hochficht Böhmerwald, dass ich mit freiem Auge allerdings nicht ausnehmen kann. In Ulrichsberg wollen wir den Hunger bekämpfen. Der ganze Ort ist von Feuerwehrautos übersät. Auf einer Hotelterrasse schenkt man uns keine Beachtung, also weiter zum Ulrichsberger Hof. In Gesellschaft unzähliger Florianis geben wir uns einem vorzüglichen Mittagsschmaus hin. Wie sich herausstellt sind Feuerwehrwettkämpfe der Grund für diese Invasion. Der Radweg verläuft weiterhin hügelig mit kurzen steilen Abschnitten. Nach Trachtenfest, Feuerwehrwettkämpfen geraten wir ins Stadtfest in Aigen und in ein Sportfest bei Sankt Oswald. (Gewiss, man soll die Feste feiern wie sie fallen, aber heute ohne uns). Und wieder ein gemeiner Anstieg nach Oberafiesl. Nun der Ortsname sagt schon alles aus. Oberafiesl – ober fies. Diese Gegend strotzt mit Villen und Residenzen. Die übliche Tagesdosis an Kilometer und bewältigten Höhenmeter ist längst überschritten. Trotzdem wollen wir noch weiter bis Bad Leonfelden. In voller Schussfahrt durch Wald gelangen die Radler endlich in die auserwählte Stadt. Am Stadtrand reiht sich ein Kurhotel an das andere. Hinauf ins Stadtzentrum und ab in den nächstbesten Gasthof – den Leonfelder Hof. Die „Pferde“ ruhen heute neben der Küche, während sich die zugehörigen „Reiter“ im Schanigarten eingefunden haben. Vom Stadtplatz wird eine Menschenschar mit Bussen abtransportiert. Mutmaßlich keine Ausflügler, schaut eher nach Aufbruch in eine neue Arbeitswoche aus. Da lob ich mir eine weitere Urlaubswoche und lange mit Genugtuung zum Glas mit frischem Gerstensaft.

 

Montag 27.6.      Bad Leonfelden  nach Windhaag

Sonnig, kühler Wind

09:00 Einkäufe
09:30 Start
10:30 Schenkenfelden – vom Kurs abgekommen
11:30 Mittag in Reichenthal
16:00 Schnittenpause vor Leopoldschlag
17:30 erst Abendessen, dann Zimmer in Windhaag
 

Einreise durchs „Kurviertel“, Ausreise durchs „Bauernhofviertel“. So bleibt Bad Leonfelden in Radlererinnerung. Vorbei an Fleckvieh, Misthaufen, gackernden Hühnern und weiter auf Landstraßen. Schon ist es passiert, vom Kurs abgekommen. Alle Mann zurück. In Schenkenfelden ist der entscheidende Wegweiser gefunden. Da in den kleinen Orten der Grenzregion das Gastgewerbe eher dünn gesät und außerdem heute Montag, „Tag der geschlossenen Gasthäuser“ ist, kommt die Gaststätte in Reichenthal sehr gelegen für eine vorgezogene Mittagsrast in der Weinlaube. Der Grenzlandweg geleitet den Trupp über Güterwege oder Zufahrtsstraßen zu Aussiedlerhöfen durch menschenleere Landschaft. Zu Beginn des Grenzlandradweges war ich deprimiert durch solche gottverlassenen Gegenden zu radeln. Jetzt finde ich es herrlich und beseelt, den Gedanken freien Lauf zu lassen, ohne aufdringliche, störende Sinneswahrnehmungen. Auf neudeutsch würde man sagen: total entschleunigt. Auf einer frisch gemähten Wiese lässt es sich hervorragend picknicken. Allmählich sollten wir wieder Ausschau nach einer Unterkunft halten. Wir verlassen kurzfristig die Radroute und finden in Windhaag im Gasthof Sengstschmid Unterschlupf. Die neu errichteten Gästezimmer werden bezugsfertig gemacht. Unterdessen nehmen wir vor der Gaststätte Platz und werden mehr oder weniger überrumpelt gleich an Ort und Stelle zu speisen. Naja in der prallen, heißen Sonne bleiben wenigstens die Speisen länger warm. Der abendliche Rundgang durch den Ort ist schnell abgeschlossen. Das kleine Windhaag kann allerdings einen neuen riesigen Schulkomplex vorweisen. Den Schlummertrunk nehmen wir in der großen, ganz auf Jagd eingerichteten, Gaststube.

 

Dienstag 28.6.     Windhaag nach Arbesbach

Sonne, wolkenlos

09:00 wieder Einkäufe
10:30 zurück am R5 Grenzlandradweg
11:00 Gasthaussuche in Sandl
11:30 Biermalheur
16:30 zurück nach Niederösterreich
17:45 Abkühlung im Badeteich Arbesbach
18:15 Quartier und Abendmahl
20:00 Besichtigung Ruine „Waldviertler Stockzahn“
 

Proviant aufgefrischt und los geht’s. Ein altes Sägewerk weckt meine Neugier für eine genauere Begutachtung. Ein kläffender Köter lässt mich wieder kehrt machen. Schon ist die Neugier verflogen. Die radelnden Drei schwenken wieder auf den R5, den Grenzlandradweg ein und sogleich ist die erste Steigung des Tages zu erklimmen. Freundliches Wetter, freundliche Menschen. Die Arbeiter auf den Feldern winken und rufen uns aufmunternd zu. Bei der Rast unter schattenspendenden Bäumen beobachten wir das Heuschwaden auf der angrenzenden Wiese und verfallen dabei in Fachsimpelei über Landtechnik einst und jetzt. Über Forst- und Güterwege erreichen wir Sandl. Straßenbaustellenlärm und Asphaltgestank prägen das Ortsbild. Vielleicht mit ein Grund für geschlossene Gasthäuser. Abseits beim Hallenbad vorm Kaminstüberl gibt es Mittagspaperl. Perfekt! Nicht ganz. Der durstige Sonnenschirm, mutig geworden durch den launischen Wind, leert mit einem Schlag das Bierglas. Die Radler pedalen weiter den R5 über viele Kilometer der Böhmerwaldstraße entlang. Durch waldreiches Gebiet, kurze Passagen Forstwege, holpern durch eine gesperrte Straßenbaustelle und passieren am späten Nachmittag die Landesgrenze zu Niederösterreich. Im nächsten Ort, Arbesbach, endet der Grenzlandweg und die heutige Etappe. In einer Cafe/Bäckerei werden uns Zimmer zugesagt sobald die „Chefin“ eintrifft. Bis dahin erkunden wir den Ort, wobei ich einen Badesee erspähe, der in Anbetracht der herrschenden Temperaturen unverzüglich zu testen ist. Eine Stunde später sind die Nächtigungszimmer unter Dach und Fach und für das leibliche Wohl gesorgt. Am Abend besuchen wir die nahe gelegene Ruine Arbesbach oder auch „Waldviertler Stockzahn“ genannt. Dazu ist in einer Konditorei der Schlüssel und als Draufgabe ein Feldstecher abzuholen. So gelangt man ins Innere der Ruine und auf steilen Holztreppen auf die Aussichtsplattform. Gerade noch rechtzeitig bevor sich der dunkelrote Sonnenball am Horizont verabschiedet. Grandioser Ausblick hinunter in den Ort und in die Umgebung. In der Ferne verwehrt abendlicher Dunst die Aussicht. Der kalte Wind und die rasch einsetzende Dämmerung sorgen für kurzes Verweilen. Genug sportliche Betätigung für heute. Vorsichtig hinunter durch die alten dunklen Gemäuer und zurück zum allgemeinen Matratzenhorchen.

 

Mittwoch 29.6     Arbesbach nach Peygarten-Ottenstein

Sonnig, heiß, Nachmittag Gewitter

09:00 Abfahrt, weiter auf Nebenstraßen
10:00 entlang Waldviertelweg
11:10 Rapottenstein, auf Landstraße Richtung Zwettl
11:45 Mittag in Marbach am Walde
14:30 Zwettl Eispause
15:45 Am Kamptalradweg beim Stift Zwettl
17:45 Zimmer in der Pizzeria
19:00 Besichtigung Staumauer Ottenstein
 

Nach langem sind wir beim Frühstück wieder in Gesellschaft mit anderen Urlaubern. Das Bepacken geht schon leicht von der Hand. Immerhin sind wir bereits den zwölften Tag auf Tour. Statt den direkten Weg Richtung Zwettl, befahren wir den Waldviertelweg bis Rapottenstein. Der führt ausschließlich auf Nebenstraßen, aber es ist unerlässlich ab und an einen Blick in die Landkarte zu werfen. Mittags im kleinen Dorfwirtshaus im Ort Marbach am Walde. Großer Andrang in der kleinen Gaststube. Eine Dorfversammlung? Egal, wir nehmen lieber im schattigen Innenhof Platz. Plötzlich mit lautem Getöse stürmt das ganze Volk aus den Räumlichkeiten – also doch eine Versammlung. Die freundliche Wirtin klärt auf: Der mobile Fleischer ist vorgefahren. Praktisch, so kann auch bei widrigem Wetter angenehm  beim Wirt mit Tratsch und Klatsch die Wartezeit verkürzt werden. Weiters erwähnenswert: Die große Portion selbstgemachte Nussstrudel als Nachspeise. Nachschlag gefällig? Bitte gerne! Mit übervollem Magen fährt es sich gar nicht gut. In Zwettl wird aufs Geradewohl die Brauerei angesteuert, in der Hoffnung an einer Führung durch den Betrieb teilhaben zu können. Aber leider Fehlanzeige. Ersatzprogramm: Eispause am, im wahrsten Sinn des Wortes, „heißen Pflaster“ im Stadtzentrum. Wir steuern dem Kamptalradweg zu. Der führt auf Nebenstraßen aus der Stadt und schwenkt vom Kampfluss ab. Wir passieren Stift Zwettl, die landwirtschaftliche Versuchs- und Ausbildungsstätte Edelhof und haben von diesem Hochplateau eine herrliche Ausblick auf das waldreiche Ländle. Weiter durch das „Rust“ des Waldviertels. Sogar hier im rauen Klima haben sich Störche hoch oben am Rauchfang niedergelassen. Nach einer schwammigen Fahrt durch frisch aufgeschütteten Sand (wieder eine Straßenbaustelle), Güterwege mit höherer Verkehrsdichte als auf Bundesstraßen, rollen die Radler in Peyerbach Ottenstein ein. Direkt am Radweg in der Pizzeria Antonio mit einem eigentümlichen Wirten schlagen wir unser Lager auf. Vor der „Gute Nacht“ Pizza steht ein abendlicher Ausflug hinunter zur Staumauer der Kraftwerkes Ottenstein auf dem Programm.

 

Donnerstag 30.6.             Peygarten-Ottenstein nach Eggenburg

Vormittag Sonne, Nachmittag windig immer kühler

08:30 Räder bepacken

09:00 „italienisches“ Frühstück

11:00 Dobra Stausee
12:45 Mittag in Altpöla
15:30 Stift Altenburg, Wechsel zum Klosterradweg
16:00 Horn, Wechsel zum Urzeitradweg, starker Wind
17:30 Besteigung Papstwarte
18:30 vom Wind nach Eggenburg geweht
19:30 letztes Abendmahl
 

Da unser eigentümlicher Gastgeber anscheinend recht schlafbedürftig ist, gibt es Frühstück erst ab neun Uhr. Also lassen wir den Tag gemächlich anklingen und bepacken sorgfältig unsere Räder. Das heutige (italienische?) Frühstück: Espresso und Pizzastangerl. Ruhig liegt der Ottensteiner Stausee zu unseren Füßen (eigentlich zu unseren Rädern) in der Vormittagssonne. Angeleint, einsam und verlassen schaukeln unzählige Tretboote still vor sich hin. Der Radweg geleitet uns hinunter zum Kraftwerksgebäude. Hier sind verschiedene Utensilien der Wasserkrafttechnik (Wasserschieber, Turbinenschaufel, usw.) ausgestellt. Jetzt wird der Kamptalradweg seinem Namen gerecht und führt auf öffentlicher Straße das rechte bewaldete Flussufer entlang. Nach der Dobra Staustufe ist der Fluss zum Bach geschrumpft. Das Nutzwasser zur Stromerzeugung wird in dicken Rohren bis zum Krafthaus in Krumau geleitet. In Krumau verabschieden wir uns vom Kamptal. Unterwegs auf weiter Ebene zwischen Äckern und Wiesen bremst der starke, kühle Wind ungemein. Mittagseinkehrbremserl in Altpölla im windgeschützten Innenhof. Es gibt Schwammerlgulasch. Von selbstgepflückten Waldviertler Schwammerln – Na dann Mahlzeit! Der Jungwirt gesellt sich zu uns. Er berichtet über die neue Photovoltaikanlage und erzählt melodramatisch von seinen Frauengeschichten. Der Trupp kämpft weiter gegen den Wind an. Beim Stift Altenburg Wechsel zum Klosterradweg, der bis nach Horn führt. In Horn Umstieg zum Urzeitradweg. Die ersten Kilometer auf unbefestigten Feldwegen, während sich in der Ferne dunkle Wolken formieren. Trotzdem klettern wir auf die Papstwarte. Ein Monument aus Stahlbeton zum Gedenken an den Papstbesuch in Österreich. Hoch über den Baumwipfeln ist der kalte Sturm unerträglich. Fröstelnd schwingen wir uns in die Sättel und Abflug. Sturmböen peitschen uns vorwärts. Nur gut das wir annähernd die gleiche Richtung wie der Sturm eingeschlagen haben. Laub und Staub wirbelt um unsere Köpfe. Ein ausladender, reichlich mit Äpfeln beladener Ast kracht zu Boden. Unterkühlt vom  Winde verweht landen wir in Eggenburg. Wollen vorerst das Fremdenverkehrsbüro aufsuchen. Ziehen dann doch vor auf kürzesten Weg das Stadthotel aufzusuchen, bekannt von einer früheren Radreise, um der Kälte zu entfliehen. Kinder wie die Zeit vergeht! Schon ist der letzte gemeinsame Abend der Radtour angebrochen. Im Speisesaal finden wir uns inmitten einer tiroler Reisegesellschaft ein. Jaja Tirol – auch Ausgangspunkt unserer Reise. Wir halten Rückschau auf Erlebtes und wagen einen Ausblick auf mögliche zukünftige Radreisen. Fest steht: Dies soll nicht die letzte Tour von DIE-RADLER gewesen sein. Ein kurzer Rundgang durch das nächtliche, kalte Eggenburg soll den Verdauungsmuskel aktivieren und steigert die Vorfreude auf ein kuscheliges Bettchen.

 

Freitag 1.7.           Eggenburg nach Hause

Vormittag Sonne, Nachmittag bewölkt, kühl

09:00 Stadtrundfahrt, weiter am Urzeitradweg
10:00 Radwegende wegen Straßenbaustelle
10:40 Besichtigung Ametystwelt Maissau
12:40 Mittag in Sitzendorf an der Schmida
13:30 querfeldein auf Radweg 7
15:45 Enzersdorf im Thale: Abkürzung über die B40 bis Ernstbrunn
17:30 Verabschiedung
17:50 Tour beendet
 

Wir betreten ein kleines Schlachtfeld Namens Frühstückssaal. Die Tiroler Belegschaft hat ganze Arbeit geleistet. Die Kellnerin ist emsig beschäftigt die Spuren zu beseitigen. Das Buffet wurde bereits aufgefüllt. Bei Sonnenschein vorerst eine Aufwärmrunde durch die Stadt. Wieder am Urzeitradweg verlassen wir Eggenburg. Nächster Halt: Amethystwelt Maissau. Gedanklich bin ich bereits in die Welt der Kristalle versunken, da reißt mich jäh eine abrupte Wegsperre aus meiner Tagträumerei. Hinter der Absperrung ein tiefer Abgrund zu einer riesigen Baustelle und das nur einen halben Kilometer vor dem vermeintlichen Ziel. Es wird eine großräumige Umfahrung von Maissau gebaut. Also zurück auf die öffentliche Straße und durch den Ort wieder hinauf zur Amethystwelt. Bei einer Führung werden die verschiedenen Edelsteine und ihre Bedeutung in der Geschichte beziehungsweise in den unterschiedlichen Kulturen erläutert. Als Höhepunkt ist eine mehrere Meter dicke Amethystader zu besichtigen die fein säuberlich freigelegt wurde. Wer jetzt vom Edelsteinvirus infiziert ist, hat die Möglichkeit sich als Schatzgräber zu versuchen und nach Amethyststeinen zu schürfen. Mittlerweile hat sich lebhafter Wind aufgemacht der uns schnurstracks zur mittägigen Einkehr nach Sitzendorf an der Schmida bläst. Jetzt nutzen wir den hügeligen Radweg Nummer 7. Ein Mix aus befestigter Piste und Feldweg. Erwähnenswert: Inmitten von Weinbergen ist ein netter Rastplatz eingerichtet. Sogar ein Gästebuch ist aufgelegt. Ab Kleinstetteldorf rollen wir dem Göllersbach entlang. In Enzersdorf im Thale klinkt sich der Trupp vom Radweg 7 aus um auf kurzem Wege durch den Ernstbrunnerwald der Heimat entgegenzupedalen. So endet am späten Nachmittag die Tour 2011. Pannenstatistik: lediglich ein platter Reifen ist zu verzeichnen. Im Oberstübchen formen sich bereits Ideen für neue Reisen. Lasst euch überraschen.